Vom 9. bis zum 11. Januar fand am ISSW das Kompaktseminar “Sport und Schlaf” statt. Das Proseminar hatte im letzten Semester sehr gut funktioniert, sodass ich die Veranstaltung auch im Wintersemester angeboten habe. Die Inhalte blieben dabei gleich, nur die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden ausgetauscht ;-)
In dem Proseminar wurde der Einfluss des Schlafs auf verschiedene Aspekte des Sports (z.B. motorisches Lernen) umfassend untersucht. Im ersten Teil des Seminars stand dabei das motorische Lernen im Mittelpunkt. In zwei Präsentationen wurden dabei die Grundlagen des motorischen Lernens und Methoden zur Erfassung von motorischer Leistung erarbeitet. Im zweiten Teil des Proseminars wurde die Gruppe geteilt. Die erste Hälfte der Gruppe experimentierte an fünf Stationen mit verschiedenen kleineren Untersuchungen. Die Stationen umfassten: Dartpfeile werfen mit einer Shutter-Brille, Tracking normal und spiegelverkehrt, Adaptation an eine Prismenbrille, Fitts Law und die Rubber Hand Illusion. Die zweite Hälfte der Gruppe führte eine Schlafaufzeichnung durch. Ein Student hatte dabei die Gelegenheit ohne Rüge währendes Seminars ein kleines Mittagsschläfchen zu halten, dabei wurde sein Schlaf mittels Elektroenzephalografie (EEG), Elektrookulografie (EOG) und Elektromygrafie (EMG) abgeleitet.
Im dritten Teil wurden dann die schlafbegleitenden Lernprozesse anhand von verschiedenen Studien näher beleuchtet. Abschließend waren zwei prominente Theorien zur prozeduralen Gedächtniskonsolidierung im Fokus der Seminareinheiten. Zunächst gab es einen generellen Überblick über “Schlaf festigt das Gedächtnis”. Danach wurden zwei Modelle näher vorgestellt. Das Modell von Walker geht von einem 3-Phasen-Modell aus, neben der Aneignungsphase und postuliert Walker zwei Konsolidierungsphase: Consolidation-Based-Stabilisation (CBS) und Consilidation-Based-Enhancement (CBE). Das Modell von Smith legt den Fokus auf die verschiedenen Lernabschnitte und Schlafstadien, die während der nächtlichen Festigung wichtig sind. Generell zeigen zahlreiche Studien, dass der Schlaf eine wichtige Funktion bei der Konsolidierung von prozeduralen Gedächtnisinhalten spielt. Für den Sport wesentlich erscheint, dass vor allem der REM-Schlaf und das Schlafstadium 2 bei der Festigung von motorisch gelernten Fertigkeiten (z.B. Spiegelzeichnen, sequenzielle Fingerbewegungen) beteiligt sind.
Die gesamten Inhalte wurden von den Studierenden hervorragend aufgearbeitet. Das Seminar zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass wir uns bei der Seminarplanung ausschließlich auf aktuelle hochschuldidaktische Elemente konzentrierten, d.h. keine Endlosreferate der Studierende und Monologe der Dozenten, stattdessen Gruppenpuzzel, Lernspaziergang, Aquarium (Fish bowl), Bildergalerie, Blitzlicht, Impulsplakat, Kugellager, Netzkarte sowie die 4-Ecken-Methode. Wenn auch die Vorbereitung, sowohl für die Studierende als auch für mich mehr Zeit und Anstrengung kostete, kann ich behaupten, dass sich die Arbeit gelohnt hat. Die drei Tage waren sehr produktiv, unterhaltsam, kurzweilig, interessant und vor allem interaktiv, so dass man sich nur darüber freuen kann, ein so schönes Seminar geleitet zu haben. An dieser Stelle noch mal ein großes Kompliment an die Studierende, die so engagiert und interessiert für das Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben.
Weitere Bilder über das lebhafte Kompaktseminar finden sich unter:
http://picasaweb.google.de/derlach2/2009ProseminarSportUndSchlaf
{ 1 } Comments
Hört sich nach einem interessanten Seminar an. Wann findet das Nachfolgeseminar statt? Grüße
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