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Motor Control 2008 - starke Konferenz in Zakopane (Polen)

Letzten Mittwoch klingelte der Wecker bereits um 2.00 Uhr in der Nacht, nicht für REM-Weckungen, sondern als Startschuss für eine 5-Tage-Reise mit internationaler Konferenz in Zakopane (Polen). Eingefädelt hatte das ganze Klaus Blischke, der für die “Motor Control 2008“-Tagung als Hauptreferent angefragt wurde und mich kurzerhand in den Vortrag integrierte. Die Konferenz wurde von der Motorik-Gruppe um Grzegorz Juras organisiert. Klaus Blischke pflegt schon jahrlang einen regen Lehr- und Forschungsaustausch zwischen dem sportwissenschaftlichen Institut der Universität des Saarlandes (SWI) und der Academy of Physical Education in Katowice. Gemeinsam reisten wir also nach Polen und wurden am Flughafen bereits von Kajetan Slomka (Post-Doc in der Arbeitsgruppe) erwartet und er brachte uns nach Krakau. Dort trafen wir dann die anderen eingeladenen Hauptreferenten: Mark Latash, Roger Enoka, Slobodan Jaric, und Mindy Levin. Am Mittwoch und Donnerstag war dann erst mal Touri-Programm für Krakau angesagt und am Freitag ging es weiter nach Zakopane, wo die Tagung auch stattfand. Die Tagung umfasste sehr spannende Hauptvorträge. Mark Latash referierte über die Evolution of Motor Control: From Reflexes and Motor Programs to the Equilibrium-Point Hypothesis,  Roger Enoka über Muscle Fatigue: What, Why and How it Influences Muscle Function, Slobodan Jaric über Force coordination in object manipulation und schließlich Mindy Levin über Deficits in Threshold Control Related to Spasticity and Disordered Motor Montrol. Von polnischer Seite gab es auch ein paar Hauptvorträge, die einerseits provokativ und andererseits langatmig waren. Beeindruckend war jedoch der Beitrag von Bogdan Sadowski über Plasticity of the Nervous System. Neben den Vorträge gab es noch zwei Poster Sessions mit vielen spannenden Experimenten. Der Abschlussvortrag wurde dann von Klaus Blischke und mir gestaltet und behandelte das Thema Benefits of sleep in motor learning?- Prospects and limitations. Neben dem wissenschaftlichen Programm gab es natürlich auch ein sehr geselliges Rahmenprogramm, das leider teilweise ins Wasser fiel, da das Wetter in Zakopane nicht so richtig mitspielte. Insgesamt war die Konferenz sehr gut von der Truppe um Grzegorz Juras organisiert und inhaltlich spannend und abwechslungsreich gestaltet. Congratulations and hopefully we will meet in 2012.

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Weitere Bilder über die Motor Control 2008 finden sich unter:
http://picasaweb.google.de/derlacher/2008MotorControl2008InZakopane?authkey=gpqubLBJhAM#

Schlaf im Hochleistungssport

Der Schlaf unter ganz besonderen Bedingungen stand vergangene Woche im Blickpunkt. Und das nicht im Labor, sondern jeden Tag der Woche in einer anderen Stadt – jede hunderte Kilometer von Heidelberg entfernt. Die Start- bzw. Zielorte der Brandenburgrundfahrt.

Für 150 Fahrer galt es, mehr als 1500 Kilometer innerhalb von 6 Etappen zu bewältigen. Die besten deutschen Radsportler der Altersklasse U23 waren am Start. Unter ihnen die 8 Fahrer des Stuttgarter Profi-Teams „Ista“. Als „Betreuer“ dabei: Ein Heidelberger Sportstudent. Im Auftrag der Schlafforschung. Seine Hauptaufgabe – neben dem unvermeidbaren Räderwaschen und -reparieren – bestand darin, die Fahrer während ihrer täglichen Massage bezüglich ihres Schlafverhaltens zu interviewen. Und jeden einzelnen von ihnen so lange zu nerven, bis der auch wirklich alle 8 Fragebögen zum Thema Schlaf ordnungsgemäß ausgefüllt hatte.

Im Interesse standen dabei vor allem etwaige Zusammenhänge von Schlaf und Leistung bzw. Regeneration. Auch zu ihren sportspezifischen Träumen wurden die „Ista“-Fahrer befragt. Vorläufiges Ergebnis: Neben glorreichen Siegen träumten viele davon zu stürzen. Leider blieb es für zwei der Sportler nicht bei der irrealen Bekanntschaft mit dem Asphalt. Nachdem sie 5 Etappen lang um das Gelbe Trikot gekämpft hatten, erlebten sie das Ende der Rundfahrt im Krankenhaus. Schuld war allerdings ein Massensturz; nicht der Schlafmangel, der nach der vorangegangenen Nacht im 4-Bett-Zimmer durchaus hätte auftreten können.

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David Binnig

Ein Hauptseminar, in dem man schlafen durfte…

Die Vorlesungszeit ist vorüber und auch mein Hauptseminar ist zu Ende. “Techniktraining im luziden Traum” - mit diesem Titel lockte ich zu Beginn des Semesters engagierte Studierende, die gerne mehr über diese neue mentale Trainingsform erfahren wollten. Dass auch wirklich nur Interessierte kamen, legte ich das Seminar auf Montag Morgen von 8.15-9.45 Uhr. Insgesamt sollten nur 10 Teilnehmer in den Kurs aufgenommen werden, da wir aufwendige Schlafaufzeichnungen mit jedem im Kurs geplant hatten, schließlich waren wir dann doch 14 Leute; wobei wir sogar einen Gast aus der Erziehnungswissenschaft begrüßen durften. Insgesamt trafen wir uns achtmal am Montag, um die Theorie für die Veranstaltung zu erarbeiten. Anstatt Referate erstellten die Studierende Poster, auf denen die wesentlichen Grundlagen über die Schlaf- und Traumforschung aufgeführt wurden. Neben den Theorieeinheiten verbrachten die Studierenden insgesamt drei Nächte - über das Semester verteilt - am ISSW. Zweimal durften sie selbst schlafen und einmal mussten sie einen anderen beim Schlaf beobachten. “Beim Schlafen beobachten” bedeutet, dass sie die Aufzeichnung der Standardableitung am Monitor im Nebenraum verfolgten. Etwa alle 90 Minuten kommt für die Traumforschung und Klartraumforschung die besonders interessante REM-Schlafphase, in der wir lebhafte Träume erleben und auch Klarträumen können. Da die meisten Menschen nicht spontan Klarträume erleben, wollten wir unseren Seminarteilnehmern durch Licht oder Vibrationen auf die Sprünge helfen, d.h. während des REM-Schlafs erhielten sie entweder Lichtblitze oder einen Vibrationsstoß am Fuß- oder Handgelenk. Diese Prozedur führte in acht Fällen zu einem Klartraum. Die anderen träumten entweder normal davon oder blieben in ihrem Traumerleben völlig unbeeindruckt. Insgesamt war mein Eindruck, dass die Studierenden es sehr genossen im Unterricht zu schlafen, aber auch erkannten, dass auf Kommando zu schlafen, nicht immer so einfach ist. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Patrick, der seine Abschlussarbeit über die gesammelten Daten schreiben wird und deshalb über die Hälfte der Nächte die Nachtwache übernommen hatte.

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6. Treffen Saarbrücken-Heidelberg

Am letzten Freitag (11.07.2008) gab es das inzwischen sechste Treffen zwischen der “Arbeitsgruppe” um Klaus Blischke aus Saarbrücken und unseren kleinen “Arbeitsgruppe” aus Heidelberg. Gemeinsam interessieren uns die schlafbegleitenden Lernprozesse für motorische Handlungen. Klaus Blischke stolperte über dieses Thema beim Schreiben seiner Habilitationsschrift und ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit dem Thema motorisches Lernen und Schlaf. Vor zwei Jahren hatten wir uns auf einem Symposium in Bad Sassendorf das erste Mal intensiv über das Thema ausgetauscht. Für die Tagung “Motorik 2007” in Gießen hatten wir dann einen spannenden Arbeitskreis (Schlaf und motorisches Lernen) zum Thema angemeldet. Die Vorträge von damals waren (siehe auch Abstractband):

  • Schlaf und motorisches Lernen: Ein Überblick (Klaus Blischke, Universität des Saarlandes)
  • Schlafspindeln und Kognition (Hans Brunner, Neurologische Klinik Bad Aibling)
  • Prozedurales Lernen im Schlaf und Träume (Michael Schredl, Zentralinstititut für Seelische Gesundheit, Mannheim)
  • Der Einfluss personaler Faktoren auf die schlafassoziierte Motorgedächtniskonsolidierung (Martin Dresler, Max-Planck-Institut für Psychiatrie)
  • Funktionelle Bildgebung schlafbedingter Gedächtniskonsolidierung (Til Ole Bergmann, Klinik für Neurologie, Universität Kiel)
  • Der Einfluss von motorischem Lernen auf den REM-Schlaf (Daniel Erlacher, Universität Heidelberg)

Seit diesem Arbeitskreis haben wir uns nun schon sechs Mal entweder in Saarbrücken oder in Heidelberg getroffen, um gemeinsam über die schlafbegeleitenden Lernprozesse zu diskutieren. Die Treffen waren:

  • 1. Treffen am 18.04.2007 in Saarbrücken
  • 2. Treffen am 08.06.2007 in Heidelberg
  • 3. Treffen am 11.07.2007 in Saarbrücken
  • 4. Treffen am 04.02.2008 in Saarbrücken
  • 5. Treffen am .04.2008 in Heidelberg
  • 6. Treffen am 11.06.2008 in Saarbrücken

Neben Klaus Blischke und mir waren aus Saarbrücken Andreas Malangre und Sebastian Brückner und aus Heidelberg Heiko Kresin und Steffen Schmidt mit dabei. Die Treffen zeichneten sich durch die hohe Produktivität aus, denn innerhalb der letzen Monate sind inzwischen schon mehrer Experimente entstanden. Daneben gibt es eine gemeinsame Publikation (How Sleep Enhances Motor Learning - A Review) und auf der Tagung “Motor Control 2008” in Zagopane (Polen) werden wir gemeinsam unsere bisherigen Arbeiten vorstellen. Ein Antrag soll dieses Jahr ebenfalls noch gestellt werden.

Die gemeinsame Arbeit ist jedenfalls sehr fruchtbare und spannend und letztlich entsteht Forschung dadurch, dass man sich gemeinsam einem interessanten Forschungsgegenstand widmet und daran arbeitet. Ich hoffe, dass wir noch viele Treffen haben werden! Dass nächste ist übrigens schon für Anfang August geplant. Noch ein paar Bilder von diesem und dem letzten Treffen.

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Kompaktseminar “Motorisches Lernen und Schlaf”

Vom 27. Juni bis zum 29. Juni fand am ISSW das Kompaktseminar “Motorisches Lernen und Schlaf” statt. In dem Proseminar wurde der Einfluss des Schlafs auf den motorischen Lernprozess umfassend untersucht. Insgesamt wurden sechs Themenblöcke von den Studierenden erarbeitet. Im ersten Teil des Seminars stand dabei das motorische Lernen im Mittelpunkt:

  • Grundlagen des motorischen Lernens
  • Methoden zur Erfassung von motorischer Leistung
  • Retention und Transfer

Der ersten Teil des Seminars wurde durch eine Reihe von kleinen Experimenten zur Motorik abgerundet (z.B. Fitts Law, Phantom Limb, etc.). Gleichzeitig gab es parallel eine kurze Einführung in die Schlafaufzeichnung. Ein Student hatte dabei die Gelegenheit ohne Rüge währendes Seminars ein kleines Mittagsschläfchen zu halten, dabei wurde sein Schlaf mittels Elektroenzephalografie (EEG), Elektrookulografie (EOG) und Elektromygrafie (EMG) abgeleitet. Im zweiten Teil wurden dann die schlafbegleitenden Lernprozesse anhand von verschiedenen Studien näher beleuchtet. Abschließend waren zwei prominente Theorien zur prozeduralen Gedächtniskonsolidierung im Fokus der Seminareinheiten:

  • Schlaf festigt das Gedächtnis
  • Das Modell von Walker
  • Das Modell von Smith

Generell zeigen zahlreiche Studien, dass der Schlaf eine wichtige Funktion bei der Konsolidierung von prozeduralen Gedächtnisinhalten spielt. Für den Sport wesentlich erscheint, dass vor allem der REM-Schlaf und das Schlafstadium 2 bei der Festigung von motorisch gelernten Fertigkeiten (z.B. Spiegelzeichnen, sequenzielle Fingerbewegungen) beteiligt sind. Diese Erkenntnisse wurden von den Studierenden hervorragend aufgearbeitet. Das Seminar zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass wir uns bei der Seminarplanung ausschließlich auf aktuelle hochschuldidaktische Elemente konzentrierten, d.h. keine Endlosreferate der Studierende und Monologe der Dozenten, stattdessen Gruppenpuzzel, Lernspaziergang, Aquarium (Fish bowl), Bildergalerie, Blitzlicht, Impulsplakat, Kugellager, Netzkarte sowie die 4-Ecken-Methode. Wenn auch die Vorbereitung, sowohl für die Studierende als auch für uns mehr Zeit und Anstrengung kostete, können wir behaupten, dass sich die Arbeit gelohnt hat. Die drei Tage waren sehr produktiv, unterhaltsam, kurzweilig, interessant und vor allem interaktiv, so dass man sich nur darüber freuen kann, ein so schönes Seminar geleitet zu haben. An dieser Stelle noch mal ein großes Kompliment an die Studierende, die so engagiert und interessiert für das Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben.

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Weitere Bilder über das lebhafte Kompaktseminar finden sich unter:
http://picasaweb.google.de/derlach2/2008_MLiS_Blog

Ein großer Dank an dieser Stelle auch an Dr. Veronika Strittmatter-Haubold und ihr Team! Der hochschuldidaktiksche Kurs, den ich letztes Jahr an der Akademie für wissenschaftliche Weiterbildung an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg e.V. mitmachen durfte hat sich wirklich gelohnt. Den Heidelberger Hochschuldidaktik Kurs will ich an dieser Stelle unbedingt weiterempfehlen!

Erste Ausgabe des IJoDR ist raus!

Im Mai ist die erste Ausgabe unserer neuen online-Zeitschrift International Journal of Dream Research erschienen. Das Ziel der Zeitschrift ist es begutachtete Beiträge aus dem Bereich der Traumforschung zu publizieren. Die Bereiche reichen dabei von Traumerinnerung, Trauminhalte, Albträume, luzide Träume, Träume bei Kindern bis zu psychologischen Aspekten des Schlafes im Allgemeinen. Zusätztlich zu den empirischen Arbeiten werden Überblicksartikel und Buch bzw. Mediabesprechung veröffentlicht. In der ersten Ausgabe der Zeitschrift gab es ein Editorial und drei Beiträge:

  • Frontiers in dream research (Michael Schredl, Daniel Erlacher)
  • Laboratory references in dreams: Methodological problem and/or evidence for the continuity hypothesis of dreaming? (Michael Schredl)
  • Do REM (lucid) dreamed and executed actions share the same neural substrate? (Daniel Erlacher, Michael Schredl)
  • A cognitive model of recurrent nightmares (Victor Spoormaker)

Die Beiträge können kostenlos unter http://ijodr.org als pdf-Datei heruntergeladen werden. Das International Journal of Dream Research ist ein open access E-Journal und es werden keine Gebühren für den Autor erhoben. Interessierte Forscher/innen können ab sofort ihre Manuskripte an die Herausgeber senden:

Die zweite Ausgabe des International Journal of Dream Research soll im Oktober 2008 erscheinen.

Das große Regenschirm-Massaker

Auf meinem Weg zur Toho Universität (東邦大学) gab es ein entsetzliches Bild des Grauens. Ich laufe mit meinem 400-Yen-Regenschirm durch wirklich ekelig nass-kaltes Wetter und plötzliche erwischt mich eine üble Böe und zack mein Schirm klappt drei, vier Mal hin und her und zerbricht an jeglicher Stelle. Ein kurzer Blick hinter mich zeigt mir, dass ich nicht das einzige Opfer war. Ohne Schirm schaffe ich es bis zum Campus. Dort zeigt sich das wahr Ausmaß der heftigen Windböen. Leblose Regenschirme, bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet, überall. Gestern war ein grausamer Tag für Regenschirme! Auf der anderen Seite verstehe ich jetzt warum Geschäfte, die solide, dafür aber entsprechend teuere Schirme verkaufen, wohl nicht untergehen werden. Ich werde mir jetzt jedenfalls einen solchen kaufen. Die 7-11-Schirme sind dann einfach nur ein weiteres Beispiel dafür, was für eine Konsum- und Wegwerfgesellschaft Japan doch ist.

  • Hier gehts zum Grauen –> Link

Die Fragebögen sind online!

“Gut Ding braucht Weile!”, so auch die Fragebögen, die schon vor einiger Zeit hätten online sein sollen. Nun ja, wer des Japanisch nicht mächtig ist und dann einen Fragebogen mit über 50 Fragen erstellen will, der muss auch mit der einen oder anderen Schwierigkeit rechnen. Und Schwierigkeiten gab es genug (z.B. japanische Schriftzeichen in php). Die Fragebögen fürs Internet habe ich letztlich mit Lime erstellt, ein wirklich „mächtiges“ Online-Werkzeug, das mir viel geholfen hat. Aber wie so halt open-source Online-Programme sind, brauchen sie mehr Zeit und als gewöhnlich. Jetzt kann die Ernte aber eingefahren werden! Hoffentlich sind viele Japaner und Japanerinnen gewillt den Fragebogen zu beantworten. In nächster Zeit werde ich dafür jedenfalls viel Werbung machen. Hier sind sie.

Wer Lust hat, es gibt auch immer die entsprechende Deutsche Version. And of course, a English Version is also available. Arabic is coming soon!!!

Was für ein Tag!

Vor meiner Japanreise hatte ich von dem Folgenden bei Jens Haaf gelesen, dem das gleiche während eines Aufenthaltes in Nara (Japan) passiert ist. Ich dachte mir nur, hoffentlich passiert mir das nicht und jetzt hatte ich ebenfalls so einen schlimmen Tag wie Jens. Folgendes:

Da ich in meinem Zimmer am Gästehaus keine Küche habe, bin ich heute morgen in ein kleines Cafe in der Nähe der Uni, um zu frühstücken. Das Frühstück war echt gut, Kaffee und Sandwich. Mir gegenüber saß eine etwas ältere japanische Dame, die auf mich irgendwie einen nervösen Eindruck machte. Irgendwann ist sie aufgestanden und ist gegangen, nichts Besonderes. Als ich dann bezahlen wollte präsentierte mir die Bedienung eine ordentliche Rechnung: 2870 YEN (20 €) für ein läppisches Frühstück. Da ich aber natürlich wusste, was mein Kaffee und Sandwiches kosten war ich mir sicher: das kann nicht stimmen. In schlechtem Englisch erklärte mir die Bedienung, das wäre für mein Frühstück und das Essen meiner Mutter. Was? Im Gespräch stellte sich heraus, dass diese ältere Dame vor dem Gehen sich für meine Mutter ausgegeben hatte und dass ich für sie bezahlen würde, und dieser Idiot hat ihr auch noch geglaubt! Da er mit Polizei drohte bezahlte ich und bin zurück zur Uni. Während ich auf dem Weg grübelte, wie dämlich man sein muss, um zu glauben, dass ich eine japanische Mutter hätte, wen sehe ich an der Bushaltestelle sitzen: Meine Mutter! Ich meine natürlich diese ältere Dame. Ich bin sofort hin und habe sie gefragt, was das soll. Ich rechnete zwar nicht damit eine Antwort zu erhalten, aber sie sprach erstaunlicherweise recht gut englisch. Sie erklärte, sie habe vergessen, dass sie kein Geld einstecken hat und konnte nicht bezahlen. Natürlich entschuldigte sie sich mehrfach und sie wolle mir das Geld zurückgeben. Ganz in der Nähe wohne ihre Schwester und sie wolle sich das Geld bei ihr leihen. Ich solle kurz warten und sie lässt ihre Tasche als Sicherheit bei mir. OK dachte ich mir, geht in Ordnung. Während sie losgestiefelt ist habe ich mir noch einen Kaffee am Getränkeautomaten gezogen und habe gewartet. Und es ging recht flott, nach drei Minuten kam sie wieder, mit zwei Polizeibeamten! Die drei haben nur japanisch geredet und auf mich gezeigt. Irgendwie konnte ich erahnen, was da abging: Die Frau beschuldigte mich, ihre Tasche gestohlen zu haben! Was geht denn hier ab???

Ich versuchte in Englisch, den Polizisten zu erklären, was hier wirklich abging, aber das interessierte die merklich wenig. Die Polizisten nahmen meine Personalien auf und zogen meinen Reisepass ein. Wie soll ich in zwei Wochen hier weg ohne Reisepass? Jedenfalls bin ich dann gleich in mein Büro und habe Dr. Watanabe verständigt. Nachdem ich ihm die Story erzählt habe meinte er, ob ich bescheuert wäre meinen Reisepass herzugeben. Er meinte, dass die drei unter einer Decke stecken und nun meinen Reisepass missbrauchen. Er empfiehlt, die deutsche Botschaft zu informieren, daher mache ich mich jetzt gleich auf den Weg nach Tokyo. Ich werde morgen berichten wie es weitergeht.

Scheinbar hat die Polizei von dem Drahtzieher dieses Mal ein Bild machen können, vielleicht hat ihn ja schon mal jemand gesehen und kann mir helfen: Hauptdrahtzieher.

Euch noch einen schönen ersten April…

Die viel gepriesene japanische Toilette

Schon häufig habe ich geschwärmt von den japanischen Toiletten. Wenn man sich in Japan auf den Weg macht, dann braucht man nicht zu Hause noch schnell aufs stille Örtchen zu gehen, sondern kann sich sicher sein, dass man überall eine öffentliche Toilette finden wird –und das ohne mit 50-Cent-Münzen bewaffnet zu sein. Man könnte nun zu dem falschen Schluss kommen, dass das Toilettenerlebnis nicht unbeschwert von statten gehen kann, weit gefehlt. Japanische Toiletten sind ein Ort der Harmonie, aufgepeppt mit neuster Toilettentechnologie und -hygiene. Also, wenn man auf eine öffentliche Toilette in einem Kaufhaus oder am Bahnhof geht, dann nicht erschrecken, wenn zu der Klobrille ein Kabel führt. Grundsätzlich lässt sich damit die Sitzbrille auf eine angenehme „Sitzungs“-Temperatur regulieren. Beim Hinsetzen beginnt dann meist ein leises Surren. Hinter dem Geräusch steckt die Belüftung, manchmal auch das Aussprühen von angenehmen Deo-Gerüchen. Nach dem Geschäft erfolgt dann der etwas komplizierter Part: Das High-End-Reinigungsprogramm mit Wasserspülung. Je nach Qualität des Toilettensitzes gibt es unterschiedliche Strahlalgorithmen, dass aber nur aus der Theorie und Werbebroschüren. Bin ja froh, wenn ich überhaupt den richtigen Taster erwische. Als kleine Erfahrung, wenn die Strahlstärke einstellbar ist, dann besser nicht auf die höchste Zahl drehen! Für Frauen ein besonderer Gimmick, das simulieren der Toilettenspülung auf Knopfdruck, um „peinliche“ Geräusche zu übertönen. Dass die Toiletten immer sauber sind und die Nase erfreuen, braucht nicht extra erwähnt zu werden. Die Bilder sind übrigens von der Toilette im Coin-Washer, wer hätte so etwas in Deutschland erwartet! Dass da der junge Japaner 30 Minuten verschwunden ist, kann man nun auch irgendwie verstehen. OK, am Ende sollte ich noch erwähnen, dass es auch hässliche Klos gibt, dann aber einfach weitersuchen, das nächste findet sich bestimmt bald.

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  • Gerade gesehen, dass auf wikipedia ein ausführlicher Beitrag steht - hier der Link